Montag, April 10, 2006

Volksgerichtshof München

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Volksgerichtshof - Schutzhaftakten Kisten 1-4 Auszüge zur Verfolgung von Juden

Abgabe aus Berlin, noch unter Schutzfrist, Namen nur in begründeter Korrespondenz, Filme wohl auch im Institut für Zeitgeschichte?

ca 2500 Akten mit Beständen zwischen 1 Karte bis selten mehr als 5-50 Blättern


Kiste 1 :813000 - Auszüge zur Verfolgung von Juden

0001 A. Ferdinand: Verdacht der Begünstigung der Flucht verdächtiger Juden Schutzhaft 17.12.1934 –40 / 41?

0020 A., Johann „Nahm die Juden in Schutz“ – Schutzhaft 10.4.38 – 30.4.38

0031 A.Alfred, Bankbuchhalter bei Löwenthal und Co. Bad Kissingen, Schutzhaft, Vater von Frau Löwenthal: Cohn von G.

0044 A., Leopold: Jude, Homburg, Marktheidenfeld: „Betrug mit Wechseln“ 6.12.38

0052 A., Hedwig: Gerede über Hitlers jüdische Verwandte

0066 A. Max, Jude, * 25.Okt. 1911 zu Offenbach / Main, staatenlos, Berlin SW 19 Alexandrinenstr. 72 , Redeverbot Berlin und Land Hessen 20.4.1937: Anlässlich einer Veranstaltung ... des jüdischen Pfadfinderbundes Makkabi Hazair am 6. März d. J. „ in seinen Ausführungen über Palästina Angaben gemacht, die im stärksten Masse dazu angetan waren, die Juden von einer Auswanderung nach Palästina abzuhalten.“ 1938 „Weihnachten des Friedens und der Ruhe“ NSV-Appell zur Entlassung ...


Kiste 2:

813000- 071

071 B.B. war Heimatschutzführer, Stellvertreter Schuschniggs, am 5.9.1938 von der Stapo-Leitstelle Wien auf Grund Schutzhaftbefehls vom 23.8.38 der Gestapo Berlin in das Konzentrationslager eingewiesen, beteiligt an den Prügelaktionen gegen die Nationalsozialisten

082 B, Alfons *22.12.08 Häftl. Nr. 88433 Einzelseiten 3 (ungewöhnlich in diesen Akten!) handschriftlich: Waffen-SS KL Dachau, Waldlager V Feldp. 27451

Gesuch des Häftlings um Schreiberlaubnis: An die Kommandantur des KL Dachau (Polit. Abteilung), Antwort: dass ein Schriftverkehr von Transport-Juden in jedem Falle zu unterbleiben hat!

weiteres Schreiben: ... dies bezieht sich nur auf Transport-Juden ...


088 B., Adolf, * 6.2.81 zu Staffel, Kreis Limburg, wohnhaft Nürnberg-W, Hochstr. 5/III Malergehilfe, Luftschutzwart

L. Emma, * 21.6.05 wohnhaft Nürnberg-W, Hochstr. 5/III (jüdischer Ehemann) Anzeige von Äußerungen gegen Hitler, Streitigkeiten im Haus

089 B., Simon Dr. Rabbiner Stuttgart, Immenhofstr. 10, Bamberger Kehla, * 4.1.93 zu Bad Kissingen, ledig, Eltern: Dr. Seckel B., gestorben, und Nanette, geb. B., wohnhaft Promenadestr. 5c dahier (Bad Kissingen)
NSDAP Kreisleitung Bad Kissingen 25. Juli 1935: ... dass das jüdische Kurhospiz BK Altenberg 2, an die anwesenden Kurgäste Prospekte verteilt, ... gegen diese Judenmache einzuschreiten. Es ist ein starkes Stück, wenn zur Zeit allgemeinen Sammelverbots ausgerechnet eine jüdische Organisation es wagt, ... Schnorrbriefe zu versenden.

... Der Jude soll seine Bettelbriefe nur an Juden ... BK (Bad Kissingen) darf nicht in den Verdacht gebracht werden, als ob der Jude hier weniger abgelehnt würde, als in anderen deutschen Bädern.

Akt Beschlagnahmung:

stellv. Vors. Rabbiner Dr. Ephraim
Kassier Kaufmann Carl Neumann

Israelitisches Kurhospiz Bad Kissingen

Durchsuchung nach Werbematerial für eine nicht genehmigte Sammlung

Konto 2009 Postscheckamt Nürnberg gesperrt, Depot in Höhe von 11777,95 M


108 B., Paul, Werner, Israel * 28.1.24 in Dortmund, staatenlos, Elektriker, wohnhaft Amsterdam, Bleuwe Pistelweg 18 Einzelseite

Der o.g. Jude ist am 15.8.42 in der Zeit zwischen 13 und 17 Uhr in Zivil von einem Sonderkommando im Lager Auschwitz entwichen. Personenbeschreibung ... tätowiert Nr. 57926

117 B., Hans, hier: Bericht der Hilfsstellenleiterin „Mutter und Kind“ NSDAP Ortsgruppe Würzburg –Süd über die Lebensverhältnisse der Frau B, verw. Müller: (Müller starb in Verwahrung Dachau) (?) die Judenaktion bezeichnete sie der Hilfsstellenleiterin für „Mutter und Kind“ gegenüber als „Klamau“

125 Lothar Bauer, * 14.3.05 in Stuttgart, Bayr. Politische Polizei , München 28. Juli 1936

Erlass des stellv. Chefs der Preuss. Geheimen Staatspolizei: Redeverbot ... hat in einer Versammlung des „Zentralvereins der Juden in Deutschland“ in nicht misszuverstehender Weise zum Verbleib der Juden in Deutschland aufgefordert. Die weitere Tätigkeit des Bauer ist daher geeignet, die Maßnahmen der Reichsregierung hinsichtlich der Auswanderung der Juden in erheblichem Maße zu schädigen. Gez. St.

130

Kiste 3 813000-153-


149 B., Hipolytha, Bankangestellte, ledig, 20.11.04 Kempten,
wegen Beihilfe zur Verschiebung des Vermögens des ins Auslands geflüchteten Juden Ludwig O.. Bayr. Pol. Polizei vom 10.10.33 (gelbe Karteikarte)

152 B., Karl, Bankdirektor von Vilshofen, und Hermann S., Aidenbach: umfangreicher Akt: Film reife Beschreibung eines Überfalls der SA aus privaten Motiven

159 B., Hans, * 26.10.06 in Bochum, ab 20.6.34 in Schutzhaft – der Jude sei, – jüdische Braut; Bezirksamt Füssen: unberechtigter Grenzübertritt, 11.6.34 – Brief: Kommunistische Betätigung

war von Karlsruhe nach Paris ausgewandert, abfällige Äußerungen, als Nicht-Arier durch die neue Gesetzgebung in Deutschland benachteiligt, z.zt konfessionslos, evang. getauft und konfirmiert, 1931 ausgetreten, Eltern leben in Dresden, verlobt mit Klara, Tochter des Emil R., beabsichtige, nach meiner Verheiratung zum Judentum überzutreten, Briefwechsel mit Fritz K. in Romans sur Iser.

Briefabschriften

Mit Meyberg bin ich etwa alle 2 Tage – abends beisammen. Komite, Fahrgeld nach Lyon

Nach Palästina melden,

Du sollst die Sache Loewenstein ruhen lassen, (Kaserne d‘ Italie existiert noch, Pinkus arbeitet illegal in der KPF ... der jg. Loewenberg am Komite, Dein Fred

Am 9.6.34 Brief zum Hinweis zum Grenzübertritt, am 13.7.37 aus dem KL Dachau entlassen, am 16.7.37 mit dem Dampfer Artigas nach Argentinien ausgewandert.

bis 8130000186


Kiste 4

813000-187 -360

193 B., Maria, * 10.7.78 Mälzersfrau in Ochsenfurt, Boxgasse 26: 2 Kinder, 2 Enkelkinder ... L., Otto... R. Adam, verh. Kraftfahrer in Ochsenfurt: „Es ist auch über die Juden gesprochen worden, wobei ich zu L. sagte, dass er es gerade nötig habe, auf die Juden zu schimpfen, wo doch gerade der Jude F. seiner Mutter in ihren alten Tagen bis zu ihrem Tode Arbeit und Verdienst gegeben habe. Dies war meine Stellungnahme zu der Judenfrage gegenüber von 3 Zeugen.

U. Rosa, * 1.4.76 zu Würzburg: Bezüglich der Juden ist auch gesagt worden, „wenn die Ernte reif ist, wird sie geschnitten?“ wozu ich sagte, wenn die Judenfrage zur Lösung einmal reif sei, und wir so weit seien, dann gehören eben den Juden die Köpfe abgeschnitten, weil wir ja sonst die Juden doch nicht los brächten.
Sch., Philipp, Schreiner, wohnt im Gasthaus zum Ross, Manggasse .... eingestellt

201 B., Hannchen, geb. F. *23.6.79 Bauerbach, -Jüdin- wohnh. Fürth, Festnahme wegen Beleidigung des Führers und SA Bayer. Polit. Pol. V. 3.3.34, Pol.Gef. Fürth entlassen Bayer. Polit. Pol. V. 16.6.34 (gelbe Karteikarte)

222 B. Josef * 15.11.12 zu Bad Kissingen, Eltern Siegfried B. und Fanny N., BK Theresienstr. 5 b - Schutzhaft 17.3.1933: Hat durch den Vertrieb radikal-sozialdemokratischer Druckschriften die marxistischen Umsturzbewegungen unterstützt und war als gefährlicher Funktionär der Eisernen Front tätig.
Hungerstreik aus rituellen Gründen“: Am 3.5.33 bezirksamtlich besucht und begutachtet: Die Gefangenen Sch., B. und H. Brief an den dt. Gesandten in Den Haag, viele Postkarten, Briefe,


enthält auch: Postsperre für K. Josef und Kath., Ludwigstr. 5 (Bad Kissingen) G. Emilie, Theresienstr. 4, Sch. Regina, geb. G., Kaufmannswitwe, Dr. Isak B., prakt. Arzt, Theresienstr. 5b

Pässe B.l Manfred, *25.3.1907 Oberingelheim, Staatsangehörigkeit Bayern vom 13. Okt 1932, B. Siegfried, Molkereiinhaber, * 22.2.1880 Winschoten, --- vom 27. Juni 1932, Freilassung nach 15 Tagen ... aber Pässe nicht zurück ...


225 B., Edgar, Jude, *7.6.1912 genannt Eddy, 1933 aus Berlin nach Holland emigriert, hatte sich in Berlin aufgehalten, wg. Wirtschaftssabotage festzunehmen 1.6.1937 Einzelseite


246 B., Franz,(und Wilhelm?) Würzburg, Ypernstr. 10, Viehagent, liberalistische Geschäftsmethoden, hat anlässlich der Judenaktion im November v.Js. (9.Nov.1938)sich dahingehend geäussert, dass es nicht recht sei, dass man den armen Jüden ihr Zeug zusammenschlägt. Er hat damit die Anordnungen von Staat und Partei sabotiert.



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