Dienstag, April 18, 2006

Gestalt-Paedagogik und Theater-Methoden: Von Paulo Freire zu Augusto Boal bis 1994 ...

Gestalt-Paedagogik und Theater-Methoden


Paulo Freire in München 1994

Bei mir kam die (damals 1977 noch konventionelle Rollen-)-Schauspiel-Ausbildung zur Praxis der Gemeindearbeit, im Studium lasen wir schon 1974 die ersten übersetzten Schriften von Paulo Freire in der Gruppe zur Dritte-Welt-Arbeit, wie es damals hieß,

dann begegnete mir 1981 mit Augusto Boal die Praxis der befreienden Theaterpädagogik mit allen Mitteln des neuen Theaters,

später folgten verschiedene überzeugende Begegnungen mit Gestalt-Therapeuten und -Ausbildenden, bis ich schließlich über Torsten Zilcher und Franz Mittermaier in die gestaltischen Heldenreisen von Paul Rebillot, der wiederum auf den Heros in tausend Gestalten von Paul Campbell seinen Bezug nimmt: Heilsame Gemeinschafts-Rituale.

Die Gestalt-Therapie-Ausbildung im AKG folgte und gab mir die Theorie zu mancher Sicherheit, die in drei Jahrzehnten mit dem Theater der Unterdrückten in den deutschen Kontexten der Bildungsarbeit entstanden war: 

In der Jugendarbeit der verschiedensten Art, Gewerkschaften und Lehrerfortbildung, Pfarrer-Fortbildungen und Supervisionen, Tagungen  verschiedenster Berufsgruppen, Arbeit mit Unternehmensberatenden und Psychiatern, Anstaltsleitenden und viele Jahre mit Studierenden der Architektur, der Künste und in der Sozialen Arbeit ...

Europäische KollegInnentreffen und ein internationales Treffen der Praktiker des Theater der Unterdrückten "The Ripple Effect" in Toronto, der Abschied von Paulo Freire und die Erfahrung eines mehrsprachigen Theaterworkshop im Museum des Untergrundkampfes in Havanna - mit heftiger Erinnerung an meine heimlichen Workshops in Ungarn, der DDR
und Polen und die spätere Antwort der Stasi-Akte: Sie nannten mich Inspirator.

Vielen mutigen Veranstaltenden und einer Menge ganz toller KollegInnen habe ich zu danken, und die meisten Begegnungen waren von so intensiver Qualität, wie es jenen Zeiten und Szenen entsprach:

Mitten in politischen Bewegungen gegen Aufrüstung, der Gewaltfreien Aktion, für Frauen- und Schwulenrechte, für soziale Anerkennung und gegen Behinderten-Diskriminierung  (ein besonderer Dank an die Krüppel-Bewegung in der AG SPAK!) und die ganzen Seminare für Selbstverwaltung ... und Leben mit Aids.

Ein Grundlagen-Artikel entstand aus der Zusammenarbeit mit Helmut Wiegand,
und wurde ein Buchbeitrag, in:
Theater im Dialog: heiter, aufmüpfig und demokratisch – Deutsche und europäische Anwendungen des Theaters der Unterdrückten ibidem-verlag, 2004

"... Parallelen in der Methodik und Philosophie von Boal und Fritz Perls, dem Begründer der Gestalttherapie, auf. In seinem Beitrag geht es dem Autor auch um die geglückten und weniger geglückten Versuche der Theatermacher, z.B. Fassbinder, mit dem Publikum in Dialog zu treten." www.ibidem-verlag.de/sub/theaterderunterdruecken/

ein wunderbares Seminar mit Gestalt-PädagogInnen in einer Fortbildung,

und wo es weiter geht:


Thomas Haug:

"Das spielt (k)eine Rolle!"

Theater der Befreiung nach Augusto Boal als Empowerment-Werkzeug im Kontext von Selbsthilfe


ISBN 3-89821-486-9 126 Seiten, Paperback. 2005. € 19,90

www.ibidem.eu/de/das-spielt-k-eine-rolle-theater-der-befreiung-nach-augusto-boal-als-empowerment-werkzeug-im-kontext-von-selbsthilfe.html

Das Theater der Unterdrückten ist ein Theater der Befreiung.


Sein dialogisch-emanzipatorischer Charakter trägt dazu bei, dass Menschen sich ihrer Fremdbestimmungen, aber auch ihrer Gestaltungs- und Entwicklungspotentiale bewusst werden.

Dadurch können sie sich vom passiven ZuschauerInnenstatus befreien und zu selbstbestimmten AkteurInnen im Theater wie im Alltag werden, die eine zunehmend aktiv-kreative und konstruktiv-kritische Rolle bei der Gestaltung des eigenen Lebens und seiner Kontexte spielen.

Thomas Haug verbindet auf originäre Weise das Theater der Befreiung mit der Selbsthilfe-Idee und dem Empowerment-Konzept und geht dabei hauptsächlich der Frage nach, was das Theater der Befreiung im Hinblick auf Empowerment in der Selbsthilfe bewirken kann und wie die Umsetzung in der Praxis aussehen könnte.

Sein Buch handelt von der Kunst der eigenen Art, vom Überschreiten von Grenzen und von anderen Zusammenhängen zwischen Theorie und Praxis, Spiel und Ernst, Privatem und Politischem.

Die theoretisch fundierten Ausführungen münden in konkrete Anregungen für die Praxis Sozialer Arbeit.

Diese konzeptionellen Überlegungen sollen dazu ermutigen, neue Wege zu wagen, damit emanzipatorisches Selbsthilfe-Empowerment auch in Zukunft eine Rolle spielt!

Workshops, Seminare und Projekte des Autors: www.emanzipart.de


Literaturliste Theater als CO-Werkzeug Th. Haug www.emanzipart.de/Literaturliste TdB-CO-Seminar 2008.pdf

 

 

Pressemitteilung Sonntag, 4. Mai 1997

FREIRET.DOC


Wir haben einen Freund verloren

Paulo Freire starb 75-jährig in Sao Paulo

Am Freitag, 2. Mai '97 verstarb unser Freund und Vorbild Paulo Freire. Wie kein anderer pflegte er den Dialog und ermunterte alle pädagogisch und politisch Tätigen, die Lebenswelt mit den Lernenden zu teilen und mit ihnen gemeinsam Wege zu entwickeln, ihre Situation zu verändern.

Wir werden versuchen, sein Anliegen weiter zu verwirklichen.

Kurzporträt Paulo Freire

Geboren am 19.9.1921 in Recife (Nordosten Brasilien) unter dem Namen Paulo Reglus Neves Freire

1928 aufgrund der Weltwirtschaftskrise Umzug mit der Familie nach Joboatao. Als Paulo Freire 13 Jahre alt war, starb der Vater und für eine ganze Reihe von Jahren regierte der Hunger in seinem Leben. „In der Schule konnte ich das Vierer-Einmaleins nicht, kannte auch nicht die Hauptstadt Englands, ich kannte aber die Geographie des Hungers...“ Mit großer Anstrengung gelang es ihm, ein Jurastudium zu absolvieren.

1944 Heirat mit Elza Maria Oliviera, einer Grundschullehrerin. Von ihr wurde er angeregt, sich intensiv mit erziehungswissenschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen.

1946 Arbeit als Lehrer für portugiesische Sprache in der Abteilung für Erziehung und Kultur im Sozialdienst der Industrie, später dort als Direktor für den Bundesstaat Pernambuco tätig.

1956 verließ Freire sein Amt im Sozialdienst der Industrie teils wegen Unstimmigkeiten mit der Unter­nehmens­seite bezüglich seiner demokratischen Arbeitsmethode, teils weil ihm die Grenzen der assistenzialistischen Hilfe bewußt wurde.

1961 startete eine von Freire konzipierte Alphabetisierungskampagne in Brasilien auf nationaler Basis. Der damalige Präsident Goulart ordnete an, daß mit Freire’s Methode in „20.000 Kulturzirkeln“ 2 Millionen Erwachsene alphabetisiert werden sollten..

1964 Staatsstreich durch die Militärs, Freire mußte 75 Tage ins Gefängnis und dann ins Exil. In der Folgezeit arbeitete er u.a. 4 Jahre in Chile (Agrarministerium, Fortbildung für landlose Bauern) und ein Jahr an der Universität in Harvard (USA) als Gastprofessor.

1971 übernahm er beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf die Stelle als Berater für Bildungsfragen in den „Entwicklungsländern“. In dieser Zeit war er in vielen Ländern (spez. in Sao Tomé und Principe, Mozambik, Angola, Nicaragua) tätig.

1980 nach der Demokratisierung in Brasilien die Erlaubnis zur Rückkehr aus dem Exil. Dort Mitarbeit u.a. im Rahmen der Erzdiözese Sao Paulo (Kardinal Arns), an der Kath. Universität (PUC), sowie ab 1989 als Stadtrat für Erziehungsangelegenheiten in Sao Paulo.

1991 trat Freire von diesem Posten zurück, um wieder mehr im Bereich der wissenschaftlichen und beraterischen Arbeit tätig zu sein.

1994 hatten wir Paulo Freire und seine zweite Frau, die Historikerin Ana Maria Freire in München zu Gast. Zu seinem zentralen Thema: “Verantwortung in der dritten und ersten Welt übernehmen“:

„Die oft an mich gerichtete Frage oder Feststellung lautet: „Paulo, Du bist ja schon ein interessanter Mensch. Auch Dein Diskurs ist schön, aber Du sprichst nicht von unserer Wirklichkeit. Wir, in der Ersten Welt, haben nichts mit dieser Bewußtseinsbildung zu tun.“ Hinter solchen Feststellungen oder Fragen verbirgt sich in Wirklichkeit die Angst davor, die Dritte Welt in der Ersten Welt zu entdecken.

Es ist die Angst davor, die Verantwortung für die ungerechte Weltordnung zu übernehmen, „anzunehmen“. Es ist das Schuldgefühl, Erst- Weltler zu sein. Dieses Schuldgefühl sollte abgelegt, am besten auf den Müllhaufen geworfen werden. Keine Angst vor der Freiheit zu haben, das ist notwendig. Ich spreche von Pädagogik, der Wissenschaft der Erkenntnis, von Politik etc. und ich glaube nicht, daß alle diese Bereiche, über die ich spreche, daß es diese Bereiche in der „1. Welt“ nicht geben soll.

Ich spreche genau von dieser pädagogischen Beziehung zwischen den Menschen und ich glaube nicht, daß diese pädagogische Beziehung zwischen den Menschen der „1. Welt“ nicht stattfindet. Das ist also die „Angst vor der Freiheit“ von den „Erst-WeltlerInnen“. Ich sage Euch aber auch, daß ich Angst vor der Freiheit habe. Was ich aber wirklich versuche, in meinem Leben zu praktizieren, ist: die Freiheit zu lieben und nicht Angst vor ihr zu haben.“

Paulo Freire hat von über 20 Universitäten die Ehrendoktorwürde erhalten. Seine Bücher sind in 18 Sprachen weltweit übersetzt. Die wichtigsten Bücher, in denen er die Grundelemente seiner befreienden Pädagogik darlegte, waren: Pädagogik der Unterdrückten, Reinbeck, 1973 -Manuskript 1968.

Pädagogik der Solidarität - Für eine Entwicklungshilfe im Dialog, Wuppertal, 1974

Erziehung als Praxis der Freiheit, Reinbeck 1977 (in Brasilien 1965 erschienen)

Dialog als Prinzip - Erwachsenenalphabetisierung in Guinea-Bissau, Wuppertal, 1980.

Der Lehrer ist Politiker und Künstler - Neue Texte zur befreienden Bildungsarbeit“, Reinbeck 1981

1994 erschien das Buch „Pädagogik der Hoffnung“ in Englisch und Portugiesisch, eine engagierte Anwendung seiner Erziehungskonzeption auf die 90er Jahre.

Sein letztes Buch „Im Schatten des Mangobaumes“ (Rio 1995) kann als Kritik am neoliberalen Wirtschaftsmodell gelesen werden. In ihm entwickelt er die Aufgaben des dialog-orientierten progressiven Pädagogen in postmodernen Zeiten.

Die Ideen Paulo Freire’s wurden hierzulande durch die 1977 gegründete Europäische Arbeitsgruppe Bewußtseins­bildung verbreitet, die sieben Mitgliedsgruppen umfasste: ArbeitsGemeinschaft Sozial­Politischer ArbeitsKreise AG SPAK München, Centro di Animazione per ‘l Autogestione Populare (Palermo / Italien), Friedensuniversität Namur (Belgien) Jugendakademie Walberberg (Bornheim- Köln) Institut Oecuménique pour le Dévelopement des Peuples (Paris), Mouvement d’ Animation de Base / International Ontmoetings­centrum (Hasselt / Belgien) und die Escuela Professionale Emigrati / Berufsschule der Emigrierten (Zürich).

Aus diesem Dachverband ist Anfang der neunziger Jahre in Deutschland und Belgien die Paulo-Freire-Gesellschaft e.V. München entstanden, die sich der Aufgabe stellt, die theoretischen Grundlagen der Freire-Pädagogik zu erforschen und die Praktiker mit den Forschern in Verbindung zu bringen. Zahllose Facht­agungen wurden in den verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt.

Vor allem in Latein- und Mittelamerika hat Paulo Freire grundlegende Veränderungen in der Erwachsenen­bildung bewirkt, aber auch in Afrika bildet sein Ansatz die Grundlage der bildungspolitischen Basisarbeit. Freire selbst hat längere Zeit in den ehemaligen portugiesischen Kolonien (Angola, Mozambik, Sao Tome und Principe) gearbeitet und dort einen entscheidenden Einfluß auf das Bildungssystem ausgeübt.

Heute werden die anthropologischen und pädagogischen Prinzipien der Freire- Pädagogik in Schwarzafrika in zahllosen Bildungsorganisationen angewandt. Das letzte Heft unserer Zeitschrift für befreiende Pädagogik ist diesen Projekten gewidmet.

Für Juli dieses Jahres war Paulo Freire von der UNESCO zum Weltkongress der Erwachsenenbildung nach Hamburg eingeladen, die Paulo-Freire- Gesellschaft plante eine Tagung in Loccum und Treffen mit ihm in verschiedenen Städten. Ein Sammelband mit Berichten aus der Arbeit in unseren europäischen Situationen ist für Sommer geplant. Die Universität Oldenburg wollte ihm die Ehrendoktorwürde verleihen.

Für das Wintersemester ‘97 hatte ihn die Harvard-Universität zur Entwicklung einer Pädagogik für das 21. Jahrhundert eingeladen.


Montag, April 10, 2006

Volksgerichtshof München

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Volksgerichtshof - Schutzhaftakten Kisten 1-4 Auszüge zur Verfolgung von Juden

Abgabe aus Berlin, noch unter Schutzfrist, Namen nur in begründeter Korrespondenz, Filme wohl auch im Institut für Zeitgeschichte?

ca 2500 Akten mit Beständen zwischen 1 Karte bis selten mehr als 5-50 Blättern


Kiste 1 :813000 - Auszüge zur Verfolgung von Juden

0001 A. Ferdinand: Verdacht der Begünstigung der Flucht verdächtiger Juden Schutzhaft 17.12.1934 –40 / 41?

0020 A., Johann „Nahm die Juden in Schutz“ – Schutzhaft 10.4.38 – 30.4.38

0031 A.Alfred, Bankbuchhalter bei Löwenthal und Co. Bad Kissingen, Schutzhaft, Vater von Frau Löwenthal: Cohn von G.

0044 A., Leopold: Jude, Homburg, Marktheidenfeld: „Betrug mit Wechseln“ 6.12.38

0052 A., Hedwig: Gerede über Hitlers jüdische Verwandte

0066 A. Max, Jude, * 25.Okt. 1911 zu Offenbach / Main, staatenlos, Berlin SW 19 Alexandrinenstr. 72 , Redeverbot Berlin und Land Hessen 20.4.1937: Anlässlich einer Veranstaltung ... des jüdischen Pfadfinderbundes Makkabi Hazair am 6. März d. J. „ in seinen Ausführungen über Palästina Angaben gemacht, die im stärksten Masse dazu angetan waren, die Juden von einer Auswanderung nach Palästina abzuhalten.“ 1938 „Weihnachten des Friedens und der Ruhe“ NSV-Appell zur Entlassung ...


Kiste 2:

813000- 071

071 B.B. war Heimatschutzführer, Stellvertreter Schuschniggs, am 5.9.1938 von der Stapo-Leitstelle Wien auf Grund Schutzhaftbefehls vom 23.8.38 der Gestapo Berlin in das Konzentrationslager eingewiesen, beteiligt an den Prügelaktionen gegen die Nationalsozialisten

082 B, Alfons *22.12.08 Häftl. Nr. 88433 Einzelseiten 3 (ungewöhnlich in diesen Akten!) handschriftlich: Waffen-SS KL Dachau, Waldlager V Feldp. 27451

Gesuch des Häftlings um Schreiberlaubnis: An die Kommandantur des KL Dachau (Polit. Abteilung), Antwort: dass ein Schriftverkehr von Transport-Juden in jedem Falle zu unterbleiben hat!

weiteres Schreiben: ... dies bezieht sich nur auf Transport-Juden ...


088 B., Adolf, * 6.2.81 zu Staffel, Kreis Limburg, wohnhaft Nürnberg-W, Hochstr. 5/III Malergehilfe, Luftschutzwart

L. Emma, * 21.6.05 wohnhaft Nürnberg-W, Hochstr. 5/III (jüdischer Ehemann) Anzeige von Äußerungen gegen Hitler, Streitigkeiten im Haus

089 B., Simon Dr. Rabbiner Stuttgart, Immenhofstr. 10, Bamberger Kehla, * 4.1.93 zu Bad Kissingen, ledig, Eltern: Dr. Seckel B., gestorben, und Nanette, geb. B., wohnhaft Promenadestr. 5c dahier (Bad Kissingen)
NSDAP Kreisleitung Bad Kissingen 25. Juli 1935: ... dass das jüdische Kurhospiz BK Altenberg 2, an die anwesenden Kurgäste Prospekte verteilt, ... gegen diese Judenmache einzuschreiten. Es ist ein starkes Stück, wenn zur Zeit allgemeinen Sammelverbots ausgerechnet eine jüdische Organisation es wagt, ... Schnorrbriefe zu versenden.

... Der Jude soll seine Bettelbriefe nur an Juden ... BK (Bad Kissingen) darf nicht in den Verdacht gebracht werden, als ob der Jude hier weniger abgelehnt würde, als in anderen deutschen Bädern.

Akt Beschlagnahmung:

stellv. Vors. Rabbiner Dr. Ephraim
Kassier Kaufmann Carl Neumann

Israelitisches Kurhospiz Bad Kissingen

Durchsuchung nach Werbematerial für eine nicht genehmigte Sammlung

Konto 2009 Postscheckamt Nürnberg gesperrt, Depot in Höhe von 11777,95 M


108 B., Paul, Werner, Israel * 28.1.24 in Dortmund, staatenlos, Elektriker, wohnhaft Amsterdam, Bleuwe Pistelweg 18 Einzelseite

Der o.g. Jude ist am 15.8.42 in der Zeit zwischen 13 und 17 Uhr in Zivil von einem Sonderkommando im Lager Auschwitz entwichen. Personenbeschreibung ... tätowiert Nr. 57926

117 B., Hans, hier: Bericht der Hilfsstellenleiterin „Mutter und Kind“ NSDAP Ortsgruppe Würzburg –Süd über die Lebensverhältnisse der Frau B, verw. Müller: (Müller starb in Verwahrung Dachau) (?) die Judenaktion bezeichnete sie der Hilfsstellenleiterin für „Mutter und Kind“ gegenüber als „Klamau“

125 Lothar Bauer, * 14.3.05 in Stuttgart, Bayr. Politische Polizei , München 28. Juli 1936

Erlass des stellv. Chefs der Preuss. Geheimen Staatspolizei: Redeverbot ... hat in einer Versammlung des „Zentralvereins der Juden in Deutschland“ in nicht misszuverstehender Weise zum Verbleib der Juden in Deutschland aufgefordert. Die weitere Tätigkeit des Bauer ist daher geeignet, die Maßnahmen der Reichsregierung hinsichtlich der Auswanderung der Juden in erheblichem Maße zu schädigen. Gez. St.

130

Kiste 3 813000-153-


149 B., Hipolytha, Bankangestellte, ledig, 20.11.04 Kempten,
wegen Beihilfe zur Verschiebung des Vermögens des ins Auslands geflüchteten Juden Ludwig O.. Bayr. Pol. Polizei vom 10.10.33 (gelbe Karteikarte)

152 B., Karl, Bankdirektor von Vilshofen, und Hermann S., Aidenbach: umfangreicher Akt: Film reife Beschreibung eines Überfalls der SA aus privaten Motiven

159 B., Hans, * 26.10.06 in Bochum, ab 20.6.34 in Schutzhaft – der Jude sei, – jüdische Braut; Bezirksamt Füssen: unberechtigter Grenzübertritt, 11.6.34 – Brief: Kommunistische Betätigung

war von Karlsruhe nach Paris ausgewandert, abfällige Äußerungen, als Nicht-Arier durch die neue Gesetzgebung in Deutschland benachteiligt, z.zt konfessionslos, evang. getauft und konfirmiert, 1931 ausgetreten, Eltern leben in Dresden, verlobt mit Klara, Tochter des Emil R., beabsichtige, nach meiner Verheiratung zum Judentum überzutreten, Briefwechsel mit Fritz K. in Romans sur Iser.

Briefabschriften

Mit Meyberg bin ich etwa alle 2 Tage – abends beisammen. Komite, Fahrgeld nach Lyon

Nach Palästina melden,

Du sollst die Sache Loewenstein ruhen lassen, (Kaserne d‘ Italie existiert noch, Pinkus arbeitet illegal in der KPF ... der jg. Loewenberg am Komite, Dein Fred

Am 9.6.34 Brief zum Hinweis zum Grenzübertritt, am 13.7.37 aus dem KL Dachau entlassen, am 16.7.37 mit dem Dampfer Artigas nach Argentinien ausgewandert.

bis 8130000186


Kiste 4

813000-187 -360

193 B., Maria, * 10.7.78 Mälzersfrau in Ochsenfurt, Boxgasse 26: 2 Kinder, 2 Enkelkinder ... L., Otto... R. Adam, verh. Kraftfahrer in Ochsenfurt: „Es ist auch über die Juden gesprochen worden, wobei ich zu L. sagte, dass er es gerade nötig habe, auf die Juden zu schimpfen, wo doch gerade der Jude F. seiner Mutter in ihren alten Tagen bis zu ihrem Tode Arbeit und Verdienst gegeben habe. Dies war meine Stellungnahme zu der Judenfrage gegenüber von 3 Zeugen.

U. Rosa, * 1.4.76 zu Würzburg: Bezüglich der Juden ist auch gesagt worden, „wenn die Ernte reif ist, wird sie geschnitten?“ wozu ich sagte, wenn die Judenfrage zur Lösung einmal reif sei, und wir so weit seien, dann gehören eben den Juden die Köpfe abgeschnitten, weil wir ja sonst die Juden doch nicht los brächten.
Sch., Philipp, Schreiner, wohnt im Gasthaus zum Ross, Manggasse .... eingestellt

201 B., Hannchen, geb. F. *23.6.79 Bauerbach, -Jüdin- wohnh. Fürth, Festnahme wegen Beleidigung des Führers und SA Bayer. Polit. Pol. V. 3.3.34, Pol.Gef. Fürth entlassen Bayer. Polit. Pol. V. 16.6.34 (gelbe Karteikarte)

222 B. Josef * 15.11.12 zu Bad Kissingen, Eltern Siegfried B. und Fanny N., BK Theresienstr. 5 b - Schutzhaft 17.3.1933: Hat durch den Vertrieb radikal-sozialdemokratischer Druckschriften die marxistischen Umsturzbewegungen unterstützt und war als gefährlicher Funktionär der Eisernen Front tätig.
Hungerstreik aus rituellen Gründen“: Am 3.5.33 bezirksamtlich besucht und begutachtet: Die Gefangenen Sch., B. und H. Brief an den dt. Gesandten in Den Haag, viele Postkarten, Briefe,


enthält auch: Postsperre für K. Josef und Kath., Ludwigstr. 5 (Bad Kissingen) G. Emilie, Theresienstr. 4, Sch. Regina, geb. G., Kaufmannswitwe, Dr. Isak B., prakt. Arzt, Theresienstr. 5b

Pässe B.l Manfred, *25.3.1907 Oberingelheim, Staatsangehörigkeit Bayern vom 13. Okt 1932, B. Siegfried, Molkereiinhaber, * 22.2.1880 Winschoten, --- vom 27. Juni 1932, Freilassung nach 15 Tagen ... aber Pässe nicht zurück ...


225 B., Edgar, Jude, *7.6.1912 genannt Eddy, 1933 aus Berlin nach Holland emigriert, hatte sich in Berlin aufgehalten, wg. Wirtschaftssabotage festzunehmen 1.6.1937 Einzelseite


246 B., Franz,(und Wilhelm?) Würzburg, Ypernstr. 10, Viehagent, liberalistische Geschäftsmethoden, hat anlässlich der Judenaktion im November v.Js. (9.Nov.1938)sich dahingehend geäussert, dass es nicht recht sei, dass man den armen Jüden ihr Zeug zusammenschlägt. Er hat damit die Anordnungen von Staat und Partei sabotiert.